„Arzt sein in Biberach ist mir nicht genug … Kunst ist das Wichtigste, was es auf der Welt gibt – Kunst verändert die Welt.“, sagt der ehemalige WG-Schüler.
…. Die Tragik unserer Kultur ist, dass es nicht um das große Ganze geht … die europäische Kultur hat sich in eine materialistische Sackgasse manövriert, so W. Laib weiter.
Wir haben viel Spannendes gesehen und erfahren über einen Künstler von Weltruhm, der Ateliers in Schweinhausen, New York und Südindien unterhält und in dessen Elternhaus Brancusi, Giotto und Mondrian Halbgötter waren.
Kunst hat in W. Laibs Elternhaus eine zentrale Rolle gespielt. Die Kunst und WIR, so beschreibt Laib seine Erinnerungen an sein Zuhause – Möbel flogen raus- es blieben nahezu leere Räume, in welchen der Kunst besondere Aufmerksamkeit galt.
Während seines Medizinstudiums erkannte er, dass es nicht nur darum geht den Menschen vom Kranksein ins Gesundsein zu bringen, sondern vielmehr in ein rundes, in-sich-wohlfühlendes Heilsein.
In seinem Kunstschaffen bezieht er sich auf archetypische Formen wie die Zikkurats in Mesopotamien. Seine Werke sind deutlich durch fernöstliche Philosophien geprägt.
Die Materialien Bienenwachs, Milch, Pollen und Marmorstein sind für den Künstler Dinge, die unabhängig von Zeit, Raum und Kultur sind.
Installation “Reisfeld”, 2023
Eine Woche Aufbau, 1000mal eine Handvoll Reis, 500kg, und Treppen in den Himmel, Vorstellungen vom Jenseits, Transzendenz – was können wir als Menschen tun, dass wir richtig gute Menschen sind? Wie werden wir heil, jenseits von Gesundheit und Krankheit? Was ist der Sinn des Lebens?
Die SchülerInnen machen sich Gedanken, stellen viele, mitunter kritische Fragen.
Ist der Einsatz von Reis für ein Kunstwerk denn nicht Verschwendung? Weshalb wird der Reis nicht gespendet?
Für 50% der Menschen auf der Welt ist es das Hauptnahrungsmittel. Manche haben gerade mal eine Handvoll Reis täglich zu essen. Mit dieser Installation möchte Laib auf diese Missstände aufmerksam machen und unser Bewusstsein schärfen.
Wir sehen “Stadt des Schweigens”, “Reishäuser”, “Nicht hier”, “Milchstein”, “Wachsraum” und “Blütenstaub von Kiefern”.
Im Frühjahr findet man Laib gewöhnlich in den Wiesen um Schweinhausen vor, voller Konzentration auf die Aufgabe des Pollensammelns gerichtet – nach einem Monat ist ein Glas halb voll. In einem guten Jahr schafft er es zwei Gläser Kiefernpollen zu sammeln. Manche seiner Pollen sind Jahrzehnte alt. Die Kiefernpollen des gelben Quadrates, das wir hier voller Bewunderung betrachten, reichen aus, um ganz Baden-Württemberg mit Kiefernwäldern zu begrünen.
Nicht jedes Museum kommt in den Genuss einer eigenen Laib – Ausstellung, dies ist eine auserwählte Ehre. Das Museum muss garantieren, dass mindestens 99 Prozent der Pollen wieder eingesammelt und aufbereitet werden. Er akzeptiert höchstens ein Prozent Verlust der Blütenpollen!
Wir haben viel über die Kunst, welche mit allen Sinnen, besonders den Düften, erfahrbar ist, gelernt. Selbst sein weltbekanntes Pollenfeld kann letztlich nur im persönlich gesehenen Augenblick erfahren und im Wesentlichen nicht auf ein Foto gebannt werden.
Woher kommt der Mensch? Wohin geht er? Zwischen Tradition, Lebensort und in Bewegung in eine selbst bestimmte freie Zukunft? Wir haben so viele Fragen …..
(Text: Monika Bachner und Doris Schneider)