Demokratie ist anstrengend, aber sie lohnt sich
Landtagsvizepräsident Daniel Born zu Gast am Wieland-Gymnasium Biberach
Die Demokratie ist anstrengend und der Job eines Landtagsvizepräsidenten kann es auch sein. Das bemerkt ein Schüler des Wieland-Gymnasiums schnell, als er spontan die Präsidentenrolle in einer kurzen simulierten Landtagssitzung übernimmt. Er muss für eine geordnete Debatte sorgen, als Daniel Born eine kurze Rede improvisiert und dafür lautstarken Zuspruch von der einen und kritische Zwischenrufe von der anderen Seite der Schülerschaft erntet. Born verdeutlicht mit dieser kurzen Episode anschaulich, dass der Streit um die besseren Ideen ganz wesentlich zur Demokratie gehört. „Es wird oft leidenschaftlich im Landtag diskutiert, weil wir alle wirklich überzeugt sind von unseren Konzepten. Aber es muss immer respektvoll bleiben, das ist wichtig für unsere Demokratie“, so Born.
Im Rahmen des Programms „Schulbesuch vom Landtag“ kam der Vizepräsident des Parlaments, Daniel Born vergangene Woche nach Biberach und verbrachte gut anderthalb lebendige Stunden mit Schülern der neunten Klasse des Wieland-Gymnasiums. Begleitet wurde Born vom Landtagsabgeordneten Thomas Dörflinger.
Der Schulleiter und Gemeinschaftskundelehrer Ralph Lange freute sich über den Besuch aus Stuttgart: „Politische Bildung darf nicht abstrakt bleiben. Dass der Vizepräsident des Landtags unsere Schule besucht und sich Politiker direkt den Fragen der Jugendlichen stellen, ist ein wichtiger Beitrag, um Politik und Demokratie für junge Menschen erfahrbar zu machen.“
Die Fragen der Schülerinnen und Schüler nahmen dann auch den größten Teil des Besuchs in Anspruch, die Born und auch Dörflinger sehr offen und im direkten Austausch beantworteten. Von den konkreten Aufgaben und dem Alltag in der Politik, über den Sozialstaat und das Bürgergeld bis hin zur Rolle Baden-Württembergs in Europa. Die Jugendlichen zeigten sich vielseitig informiert und interessiert. Sie fragten beide Politiker auch nach ihrem Lieblingsgesetz, das sie sofort einführen würden, wenn sie könnten. Born, der auch Sprecher seiner Fraktion für frühkindliche Bildung ist, wünscht sich die gebührenfreie Kita, weil gute Bildung von Anfang an den Grundstein für ein gutes Leben und eine starke Demokratie lege. Thomas Dörflinger würde sich kein neues Gesetz wünschen, sondern lieber alles Unnötige aus bisherigen Gesetzen herausstreichen, um Bürokratie abzubauen.
Ein Thema, das die Schülerinnen und Schüler ebenfalls stark beschäftigte, war der spürbare Rechtsruck in Politik und Gesellschaft und die sich zuletzt häufenden tätlichen Angriffe auf politisch Engagierte. Daniel Born betonte in seiner Antwort darauf, wie wichtig das Engagement jedes Einzelnen für die Demokratie ist. „Demokratie ist anstrengend und manchmal geht uns alles auch nicht schnell genug, aber es ist unsere gemeinsame Verantwortung, diese Demokratie zu schützen.“ Die oftmals scheinbar einfachen Antworten rechter Populisten böten eben keine Lösung, sondern hätten durch bewusste Grenzüberschreitungen zu einer Radikalisierung der Debatten beigetragen. Er schloss mit dem Appell an die Jugendlichen, sich dem entgegenzustellen. „Erhebt eure Stimme und bringt euch ein. Schweigt nicht, wo Grenzen überschritten werden. Nutzt das Privileg unserer Demokratie, das wir seit 75 Jahren haben dürfen.“
Text: Dr. Bettina Ahrens-Diez
Bilder: R. Lange
