Mit seiner eindrucksvollen Live-Dokumentation „75 Jahre Europa“ war der Diplom-Politologe und Europa-Experte Ingo Espenschied am 3. und 4. Juli 2025 zu Gast in Biberach.
Am Donnerstagabend, 3. Juli, informierte Espenschied rund fünfzig interessierte Gäste im Heinz-H.-Engler-Forum. Am Freitag wurde der Vortrag für Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 11 des Wieland-Gymnasiums und des Pestalozzi-Gymnasiums sowie für Neuntklässlerinnen und Neuntklässler der Dollinger-Realschule wiederholt. Am Donnerstag begrüßten Hans-Bernd Sick vom Verein Städte Partner Biberach e. V. und der Schulleiter des Wieland-Gymnasiums, Ralph Lange, das Publikum. Am Freitag übernahm der Schulleiter der Realschule, Marcus Pfab, die Begrüßung.
Der multimedial aufbereitete Vortrag spannte einen Bogen von der Zeit der Karolinger bis in die Gegenwart. Im Zentrum stand der sogenannte Schuman-Plan: 1950 schlug der französische Außenminister Robert Schuman vor, die Kohle- und Stahlproduktion Frankreichs und Deutschlands gemeinsam zu verwalten – ein politischer Geniestreich, der die wirtschaftliche und politische Verflechtung Europas einleitete und darauf abzielte, künftige Kriege zwischen den Staaten dauerhaft zu verhindern.
Espenschied erinnerte auch an den Enthusiasmus vieler junger Menschen jener Zeit, die sich mit Nachdruck für die Idee der Vereinigten Staaten von Europa einsetzten. Anhand einer grafischen „Fieberkurve“ illustrierte er das Auf und Ab der europäischen Einigung in den vergangenen Jahrzehnten.
Heute, so Espenschied, rückt angesichts multipler globaler Krisen die Rolle Europas wieder stärker ins Bewusstsein. Viele Entwicklungen zeigten, dass eine vertiefte Zusammenarbeit der Nationalstaaten notwendig sei, um international handlungsfähig zu bleiben. Zugleich sei ungewiss, ob Europa gestärkt aus den aktuellen Herausforderungen hervorgehen werde – und ob die politischen Entscheidungsträger die historischen Chancen ebenso entschlossen nutzen könnten wie einst Schuman.
Im Anschluss an beide Vorträge entwickelten sich lebhafte Diskussionen. Dabei kamen auch Sorgen des Publikums über die Zukunft des europäischen Projekts zur Sprache.
Veranstaltet wurden die Vorträge vom Wieland-Gymnasium, der Dollinger-Realschule und dem Verein Städte Partner Biberach e. V. Unterstützt wurden die Veranstaltungen durch das Staatsministerium Baden-Württemberg sowie die Bruno-Frey-Stiftung.
Text: R. Lange
Bilder: H.-B. Sick / R. Lange